Historie

1322 - letzte große Ritterschlacht

ohne Feuerwaffen auf deutschem Boden bei Erharting

                                                  Ludwig der Bayer                                           Friedrich der Schöne von Österreich


Warum kam es zur Schlacht bei Erharting im Jahre 1322 ?


Im Jahr 1308 wurde der luxemburgische Graf Heinrich als Heinrich VII. zum deutschen König gewählt. Im Juni 1312 erfolgte die Krönung zum Kaiser. Jedoch schon ein Jahr später verstarb er an der Malaria. Der darauf folgende Streit um seine Nachfolge war schließlich der Ausgangspunkt für die Schlacht 1322 bei Erharting.

Nach dem Tode Heinrichs meldeten sowohl die Habsburger als auch die Luxemburger ihren Anspruch auf den Thron an. Das Haus Habsburg entsandte Friedrich den Schönen zur Wahl um den Thron. Auf der Luxemburger Seite sollte sich König Johann von Luxemburg, der Sohn des verstorbenen Heinrich um den Thron bewerben. Als dieser überraschend seine Ansprüche auf den Thron zurückzog, diesen aber nicht seinem Konkurrenten Friedrich überlassen wollte, schlug er den Wittelsbacher Herzog von Oberbayern und der Pfalz, Ludwig den Bayern, als Kandidaten vor.

Am 13. Oktober 1314 fanden sich beide Kandidaten vor der Stadt Frankfurt a. Main zur Wahl ein.

Friedrich ließ die Einladung Ludwigs, sich gemeinsam den Kurfürsten zur Wahl zu stellen, unbeantwortet, eine Entscheidung, die zwangsläufig zu einer Doppelwahl führen musste.

So wählten die Kurfürsten aus Köln, der Pfalz und aus Sachsen - Wittenberg am 19. Oktober 1314 Friedrich den Schönen in Frankfurt - Sachsenhausen zum König. Die Krönung durch Heinrich II. von Virneburg, den Erzbischof von Köln, fand anschließend in Bonn statt, da Aachen, die traditionelle Krönungsstadt, sich weigerte, Friedrich die Tore zu öffnen.

Am 20. Oktober, nur einen Tag nach Friedrichs Wahl, wurde Ludwig in Frankfurt durch die Kurstimmen aus Mainz, Trier, Böhmen, Brandenburg und Sachsen- Lauenburg zum König gewählt und am 25. November in Aachen durch den Erzbischof von Mainz, Peter von Aspelt, gekrönt.



Uneinsichtiger Verlierer der Königswahl: Friedrich der Schöne von Österreich


Obwohl Herzog Ludwig IV. von Oberbayern die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen konnte, wollte der unterlegene Friedrich aus dem österreichischen Herrscherhause der Habsburger die Wahlniederlage nicht akzeptieren und beanspruchte ebenfalls die Königswürde.

Um das Ganze zu untermauern hatte sich Friedrich schon der Original Reichsinsignien bemächtigt, während Ludwig mit "Kopien" von Krone, Zepter und Reichsapfel vorlieb nehmen musste.


Die Königswahlen fanden traditionell in Frankfurt statt, die Krönung dann anschließend in Aachen durch den Kölner Erzbischof. So kam es bei der Doppelwahl von 1314 zu dem kuriosen Fall, dass Ludwig der Bayer zwar am "richtigen" Ort gewählt und gekrönt wurde, allerdings vom "falschen" Erzbischof.

Friedrich konnte zwar den "richtigen" Erzbischof vorweisen, wurde aber von diesem am "falschen" Ort gekrönt.


Es folgten beiderseitige Bemühungen um die päpstliche Approbation, als Bestätigung eines der Kandidaten durch den Papst. Dieser wollte aber zunächst keinen der beiden Thronanwärter anerkennen um so im Thronkonflikt die Verhältnisse noch offen zu halten und seine eigenen Interessen verfolgen zu können.

Die Folge war ein acht Jahre dauernder Kampf um den Thron, in dem beide Kandidaten zunächst gleiche Chancen hatten.



Der Weg bis zur kriegerischen Entscheidung am 28. September 1322 in den Fluren von Erharting 


In den Jahren nach der Doppelwahl kam es zu mehreren unbedeutenden kriegerischen Begegnungen zwischen Ludwig und Friedrich, so etwa 1315 bei Speyer, 1316 bei Esslingen die keinen Sieger hervorbrachten.

Im September 1319 rückten erstmals Truppen Friedrich des Schönen nach Mühldorf vor, wo sie schließlich den Truppen Ludwigs gegenüberstanden. Auf Grund von Morddrohungen gegen Ludwig den Bayern zogen dessen Truppen aber kampflos ab denn sie wollten ihren Anführer nicht verlieren. Die Habsburger Einheiten zogen daraufhin eine Spur der Verwüstung hinter sich lassend, bis vor Regensburg. Durch diesen Rückschlag musste Ludwig enorme Machteinbußen hinnehmen, konnte aber weiterhin auf die wichtige Unterstützung aus Niederbayern zählen. Friedrich sah nun die Gelegenheit, Ludwig im Kampf um den Thron endgültig aus dem Weg zu räumen und zog abermals mit seinen Truppen im September 1322 in Richtung Mühldorf, allen Warnungen aus den eigenen Reihen zum Trotz.

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Der Aufmarsch der Habsburger Truppen


Friedrichs Truppen vereinigten sich am 21. September 1322 bei Passau mit den Truppen des Passauer Bischofs und zogen dann gemeinsam entlang des linken Innufers in Richtung Mühldorf, wo sie etwa fünf Tage später eintrafen. Friedrichs Verbündete, Friedrich III. von Leibnitz (der Bischof von Salzburg) sowie Dietrich, Bischof von Lavant, zogen von Salzburg kommend ins nördlich gelegene Mühldorf, wo sie schon vor dem 20. September eintrafen. Friedrich der Schöne kam am 24. September in Mühldorf an. Leopold I. von Österreich, Friedrichs Bruder, sollte von Schwaben kommend  zu den Habsburger Truppen stoßen, was ihm aber nicht gelang. Er befand sich am 25. September noch am Lech, also im günstigsten Falle vier bis fünf Tagesmärsche von Mühldorf entfernt. Die bei Mühldorf verfügbare Streitmacht bestand aus 1400 Helmen (schwer bewaffnete Reiter), 5000 Ungarn und Heiden, womit Kumanen gemeint sind und vielen Kriegern zu Fuß. Herzog Leopold hätte über 1200 Helme verfügt, befand sich aber zum Zeitpunkt der Schlacht noch bei Fürstenfeld nahe von München.


Der Anmarsch der Wittelsbacher Kämpfer


An der Spitze seiner Truppen zog Ludwig am 7. September von Regensburg in Richtung Mühldorf wo er am Tag der Schlacht eintraf. Seine Truppen setzten sich aus eigenen Vasallen und denen seiner niederbayerischen Neffen zusammen. Bedeutende Bundesgenossen waren Johann von Luxemburg und der Burggraf Friedrich IV. von Nürnberg. Aber auch schwäbische Truppen unter Wilhelm von Montfort und Berthold von Seefeld wurden zur Abwehr der Habsburger Truppen eingesetzt. Die Schwaben dienten vermutlich vor allem dazu, den Vormarsch Leopolds zum Stehen zu bringen, bzw. die Kommunikationslinie zwischen diesem und Friedrich dem Schönen zu unterbrechen, was ihnen anscheinend auch gelang. Die Truppe bestand aus 1800 schwer bewaffneten Reitern und 4000 Kämpfern zu Fuß.



Ort und Lage des Schlachtfeldes

Der exakte Austragungsort der Schlacht war lange Zeit umstritten. So berichten manche Quellen, dass die Schlacht zwischen Mühldorf und Ötting an der Isen stattfand, andere Quellen geben die "Ampfinger Wiesen" als Ort der Schlacht an. Lange wurde daher, wenn auch irrtümlich, von der "Schlacht bei Ampfing" gesprochen. Da in nahezu allen Quellen ein Höhenzug in der Nähe des Kampfplatzes genannt wird, wurde die Hypothese vom Ort der "Schlacht bei Ampfing" mittlerweile verworfen.

Hans Gollwitzer (verstorben 1979), Altbürgermeister und Heimatforscher von Mühldorf, stellte in seiner Schrift "Die Schlacht von Mühldorf" heraus, dass eine Wiese namens "Empfing" von den Geschichtsschreibern irgendwann in "Ampfing" umformuliert wurde. Allerdings ist außerdem davon die Rede, dass der Austragungsort zwischen Mühldorf und Altötting gewesen sein soll.

Der Mühldorfer Geschichtsschreiber Niclas Grill schrieb im 14. Jahrhundert von der Schlacht "ze dem Dornwerch pey Mulldorff" (Schlacht am Dornberg bei Mühldorf).

Österreichische Erzählungen aus dem 14. Jahrhundert sprechen von einem Ort der Schlacht "oberthalben Mühldorf". Dies deckt sich mit mehreren unabhängigen Erzählungen, die die Burg Dornberg nordöstlich von Erharting mit dem Ort der Schlacht in Verbindung bringen. Dass in einigen Quellen auch vom Kampf auf den "Erhartinger Wiesen" gesprochen wird, erhärtet die Hypothese vom Ort der Schlacht im Nordosten Mühldorfs zusätzlich. Gestützt wird dies zusätzlich durch Forschungen Ernst Rönschs, der auch eine Erklärung für die Erwähnung Ampfings in mehreren Quellen liefert. So ist in salzburgischen Verzeichnissen von einem Zoll "zu Ampfing im Rohrbach" die Rede. Die Ortschaft Rohrbach liegt allerdings nicht bei Ampfing, sondern zwei Kilometer nordwestlich von Erharting. Auch neuere Funde unterstützen die These vom Ort der Schlacht westlich von Erharting, welcher daher als sicher gelten kann.

Historische Funde von Heimatforscher Herbert Matejka belegen den Austragungsort der Schlacht von 1322

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Über Jahrzehnte hinweg war der Erhartinger Hobbyarchäologe und Heimatforscher Herbert Matejka in den Fluren von Erharting und darüber hinaus unterwegs um Gewissheit über den Ort der Schlacht vom 28. September 1322 zu erlangen.

Durch seine zahlreichen Bodenfunde wie Pfeil- und Armbrustspitzen, Streitäxte, Dolche, Schwertknaufe, Speerspitzen, Sporen und unzählige Hufeisen lässt sich das Kampffeld von damals ziemlich genau lokalisieren. Diese Funde wurden in den 1980er Jahren von Konservator Stefan Winghart von der Vor-und Frühgeschichtsabteilung des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege untersucht und konnten eindeutig dem frühen 14. Jahrhundert zugeordnet werden. Dieses eindeutige Ergebnis lieferte den Beweis für Matejkas Vermutung, dass all seine Funde Beweisstücke für eine kriegerische Auseinandersetzung am Dornberg zu Erharting und am Totenpoint bei Schoßbach/Rohrbach, also der Schlacht von 1322 sind.

Der Schlachtverlauf


Nach altem ritterlichen Brauch sagte Ludwig am 27. September seinem Gegner Friedrich die Schlacht an.

Dieses "Ansagen der Schlacht" musste mit einer ausreichenden Frist geschehen damit sich der Gegner zur Schlacht rüsten konnte und von beiden Parteien auch noch der traditionelle Gottesdienst vor Kampfbeginn abgehalten werden konnte.

Nach einer Vollmondnacht nahte der Morgen des 28. September 1322 und in beiden Lagern wurden frühmorgens die heiligen Messen gefeiert bei denen sich die beiden Könige durch den Genuss der Heiligen Kommunion gestärkt hatten.

Nach der Messe soll Ludwig, begleitet von Herolden, durch sein Lager geritten sein und mit lauter Stimme gerufen haben: "Vom Himmel hast du uns oh Gott Hilfe gesandt - Dein Name sei gelobt in alle Ewigkeit", worauf alle mit "Amen" antworteten.


Kurze Zeit später stießen die beiden Heere unter Kampfgeschrei und Trompetengeschmetter aufeinander. Der Kampf wogte hin und her und gegen Mittag schien es als würden die Österreicher die Schlacht zu ihren Gunsten entscheiden. Zu dieser Zeit griff dann Herzog Heinrichs niederbayerisches Fußvolk in die Schlacht ein und stürzte sich mit den bayerischen Rittern auf die sich schon siegessicher wähnenden Österreicher. Die Fußtruppen begannen die Pferde der österreichischen Ritter niederzustechen, denn ohne Pferd waren die schwer eisenbewehrten Ritter nahezu kampfunfähig.


Gegen 15 Uhr nachmittags war dann die Schlacht zu Gunsten Ludwigs entschieden mit dem grausamen Blutzoll von etwa 1100 bayerischen und 4500 österreichischen Kämpfern. Wie die Chronisten weiter berichten wurden über 3000 Pferde getötet.


Annähernd 1400 Österreicher gerieten in Gefangenschaft und wurden im Verlauf der folgenden Jahre gegen zum sehr hohe Lösegelder freigekauft.

Unter den Gefangenen war auch Friedrich der Schöne von Österreich der für eine Nacht auf der Burg Dornberg bei Erharting interniert war und anschließend nach Trausnitz in der Oberpfalz verbracht wurde.

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Die Burg Trausnitz im Tal (in der Oberpfalz) einst und jetzt

Die Örtlichkeit des Schlachtfelds heute



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